Heinrich Graf von Brühl war der bedeutendste Staatsmann Sachsens im Augusteischen Zeitalter. Von Kurfürst Friedrich August II. mit großer Machtfülle ausgestattet, bestimmte er die Geschicke Kursachsen und Polens in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Er hatte großen Anteil daran, Sachsen und Polen-Litauen als europäische Großmacht neben Russland, Preußen und Österreich zu etablieren, und prägte eine Epoche großer Prachtentfaltung und zugleich wachsenden Wohlstands. Der Siebenjährige Krieg, dessen Ausgang Brühl nicht vorhersehen konnte, beendete diese Blütezeit.
Die Familie von Brühl stammte aus Gangloffsömmern in Thüringen. Als Heinrich von Brühl am 13. August 1700 in Weißenfels geboren wurde, gehörte dieser Landesteil zum Fürstentum Sachsen-Weißenfels. Brühls Vater Hans Moritz war Geheimer Rat und Oberhofmeister des Weißenfelser Herzogs. Heinrich von Brühl wurde 1713 Page in Weißenfels, wechselte aber 1719 als Silberpage an den Dresdner Hof.
In den letzten Lebensjahren Augusts des Starken begann Brühls politische Karriere. Nachdem er beim Zeithainer Lager, einer gigantischen Heerschau, sein organisatorisches Talent gezeigt hatte, übernahm er Schlüsselstellungen am Hof. Seit 1731 war er Generalakzisedirektor und somit für die Einnahme der Verbrauchssteuern verantwortlich. Seit 1732 leitete er die gesamte Finanzverwaltung. Der junge Kurfürst Friedrich August II. (als König von Polen August III.), der 1733 die Nachfolge Augusts des Starken antrat, vertraute Brühl und übertrug ihm weitere Aufgaben. Brühl wurde Kabinettsminister und war seit der Entmachtung des Grafen Alexander Sulkowski der zweite Mann nach dem König. Die Ernennung zum Premierminister, die 1746 erfolgte, war nur noch eine Formalie.
Heinrich von Brühl wurde 1737 von Kaiser Karl VI. in den Grafenstand erhoben. Er heiratete 1734 aus taktischen Erwägungen Maria Anna Gräfin Kolowrat-Krakowska, eine Hofdame der Königin. Dass sie Katholikin war und die Kinder katholisch erzogen wurden, öffnete ihm Türen in Polen – obwohl Graf Brühl selbst nie zur katholischen Konfession konvertierte. Unter Hinweis auf angebliche Brühl-Vorfahren in Polen wurde er 1750 unter dem Namen „Oscieszino“ in den polnischen Adel und die Wappenfamilie Jastrzębiec aufgenommen. Die Ehe war glücklich und von gegenseitiger Achtung geprägt. Nur fünf von mindestens zehn Kindern erreichten das Erwachsenenalter.
Heinrich Graf von Brühl war ein begeisterter Kunstsammler und -kenner. Er leitete sämtliche kurfürstlichen und königlichen Sammlungen und baute neben ihnen eine eigene Kunstsammlung auf. Als Direktor der Meißner Porzellanmanufaktur gab er bis heute beeindruckende Kunstwerke aus Meißner Porzellan in Auftrag, etwa das einzigartige Schwanenservice. Nach dem Tod des Grafen Brühl wurde ein Großteil der Sammlungen verkauft. Zarin Katharina II. erwarb die Brühl´sche Gemäldesammlung, die dadurch zum Grundstock der Eremitage in St. Petersburg wurde.
Im Alter von 31 Jahren kaufte Heinrich von Brühl sein erstes Rittergut, Grochwitz bei Herzberg/Elster. In den folgenden Jahrzehnten kaufte er weitere Güter, so dass er schließlich in allen Landesteilen Sachsens über Grundbesitz verfügte. In Pförten in der Niederlausitz schuf er sich einen eigenen Herrschaftsmittelpunkt. Brühl ließ die Herrensitze seiner Rittergüter ausbauen und schuf dabei großartige Schloss- und Parkanlagen. Da König Friedrich II. von Preußen diese im Siebenjährigen Krieg systematisch zerstören ließ, ist nur wenig erhalten geblieben.
Brühl organisierte ein europäisches Machtbündnis gegen das Königreich Preußen. Indem Friedrich II. von Preußen das Nachbarland Sachsen besetzte und sich im Siebenjährigen Krieg gegen alle Gegner behauptete, scheiterte allerdings Brühls langfristiges außenpolitisches Konzept. Mit dem Frieden von Hubertusburg 1763 schied Sachsen aus dem Kreis der europäischen Großmächte aus. Hätte Brühls Koalition gewonnen, was durchaus möglich war und nur an Zufällen scheiterte, wäre Preußen nicht zu jener dominierenden Militärmacht aufgestiegen, die sich im 19. Jahrhundert wie ein Ölfleck auf der Landkarte ausbreiteten und schließlich ganz Deutschland aufsaugte.
Heinrich Graf von Brühl gab nach dem Tod des Königs Augusts III. im Oktober 1763 alle seine Ämter auf. Bald darauf starb er selbst. Auf eigenem Wunsch wurde er in der Stadtkirche in Forst beigesetzt, der evangelischen Hauptkirche seiner Herrschaft Pförten. Nachkommen Brühls gibt es noch heute. Während der evangelische Zweig in Seifersdorf 1923 in männlicher Linie erlosch, besteht der katholische Zweig aus Pförten weiter.
Der Preußenkönig Friedrich II. hasste seinen politischen Widersacher Brühl. Er wollte ihm nicht nur schaden, sondern ihn auch vernichten. Indem der angeblich „Große“ letztlich den Sieg davontrug, prägte er auch nachhaltig das negative Bild Brühls, das bis heute nicht ganz ausgeräumt ist. Brühl wird Verschwendungssucht, ein Wirtschaften in die eigene Tasche und Veruntreuung von Staatsgeldern angelastet. Die preußisch-deutsche Geschichtsschreibung hat dieses Zerrbild weiter verbreitet.
Die Familie von Brühl stammte aus Gangloffsömmern in Thüringen. Als Heinrich von Brühl am 13. August 1700 in Weißenfels geboren wurde, gehörte dieser Landesteil zum Fürstentum Sachsen-Weißenfels. Brühls Vater Hans Moritz war Geheimer Rat und Oberhofmeister des Weißenfelser Herzogs. Heinrich von Brühl wurde 1713 Page in Weißenfels, wechselte aber 1719 als Silberpage an den Dresdner Hof.
Heinrich von Brühl ist eine der bekanntesten Gestalten der sächsischen Geschichten. Man kennt ihn genauso wie August den Starken oder die Gräfin Cosel. Großen Anteil daran hatte die DDR-Fernsehserie „Sachsen Glanz und Preußens Gloria“, die ein Millionenpublikum begeisterte. Auch die Brühlsche Terrasse in Dresden trug dazu bei, dass der Name des Staatsmanns im Bewusstsein der Öffentlichkeit blieb. Heute wird Brühl nicht mehr einseitig verurteilt, sondern differenziert bewertet.
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